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§85. 86.]
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Die Vokale der alten Endsilben.

Magalu § 284. Kymr. lleidr ‘latro’, draig ‘dracō’, Sais ‘Engländer, Saxō weisen zunächst auf *latrī, *drakī, Sachsī, die regel­recht aus *latrū, *drakū, *Sachsu ent­standen waren.

Im Irischen finden wir erhaltenes oder aus der Konso­nanten­färbung zu er­schließen­des u außer im Nsg der u-Stämme (§ 327, 331) und im Dativ der o-Stämme in der I sg des Verbs, wie ·bíu ‘pflege zu sein’ = lat. fīō. Vor schließen­den Konso­nanten z. B. Vpl firu ‘Männer!’ aus *u̯irōs, I sg Deponens midiur ‘ich urteile’ lat. medeor (älter ‑ōr), siur lat. soror (‑ōr), auch Apl firu wohl idg. *u̯irōns. Über altes ‑ōm s. § 89. Aber auch sekundär gedehntes o scheint gleiches Schicksal gehabt zu haben, vgl. Nsg Núadu wohl aus ‑onts ‑ons ‑ōs § 325.

Ebenso wirkt die Dativendung der u-Stämme, gall. ‑ou, wie aus­lautendes ‑u (§ 310); aber der Genitiv, ursprüng­lich ‑ous, hat die Endung ‑o ‑a.

86. 2. Inwiefern ē hier, gleichwie in betonten Silben (§ 55), zu ī geworden war, ist nicht deutlich. Athir ‘Vater’, máthir ‘Mutter’ neben gr. πατήρ μήτηρ scheinen auf altes ‑īr aus ‑ēr zu weisen. Aber ‑ēs erhält sich als ‑e z. B. in der Imperativ­endung II sg Dep. ‑the (§ 569).

3. Kurzvokalige i-Diftonge (oi, ai, ei) wirken im Irischen wie i; s. den Npl der masku­linen o-Stämme § 285, den NAdu der ā-Stämme § 297, den Lokativ cinn ‘am Ende’ wohl aus *qennei § 247. Sie waren also, ähnlich wie im Lateini­schen, monofton­gisch geworden.

4. ŏ in Endsilben scheint schon im 5. Jahrhundert oder früher nach a zu neigen. Auf den Ogom­inschrif­ten endigt der Gsg der konsonan­tischen Stämme auf ‑as für ‑ŏs § 314; es ist zweifel­haft, ob ‑os in einzelnen Bei­spielen wie Saga­rettos Macal. 29 hierher oder zu den i-oder u-Stämmen gehört. Vgl. auch den Gpl tria-maqa-Mailagni ‘der drei Söhne des Mailán’ Macal. 17 und die Schrei­bung des Kom­posizions­vokals in Cunamagli 125, Cunagusos 139 u. a.