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§ 62. 63.]
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Die haupttonigen Diftonge.

Teil in denselben Quellen aís áes oís óes (kollektiv ‘Leute’) geschrie­ben finden kann. Über­wiegend wird freilich der etymo­logisch be­rechtigte Buchstabe gesetzt, so daß die Ver­mischung wohl nicht allzu alt ist (immerhin schon arch. maidem Wb I 17 c 14 für moídem ‘Rühmen’). Als Unter­schei­dungs­mittel kann das Britan­nische dienen, wo oi zu u, ai aber zunächst zu oi (kymr. oe) geworden ist.

Welches der altirische Laut war, wissen wir nicht. In den modernen Dialekten schwankt die Aus­sprache; am häufig­sten ist ein un­gerunde­tes ū (high-back-narrow oder ‑wide), dem russi­schen y vergleich­bar. Schon früh wird er im Nordi­schen durch einen einzelnen Vokal wieder­gegeben, z. B. auf Runen­inschrif­ten auf Man neben Mail­bricti = ir. Máel Brigte auch Malmuru = Máel Muire, im Land­náma­bók: Mel­patrekr, Meldun = Máel Pátric, Máel Dúin (Rev. Celt. 3, 186 ff.). Da er aber im Alt­irischen nie durch einen einzigen Buch­staben bezeich­net ist, wird er noch als Diftong ge­sprochen worden sein.

63. Der Diftong entspricht

a) idg. oder europ. ai, z. B.

gáe ‘Speer’, gaide ‘pilatus’, gallolat. gaesum, vgl. gall. Γαισάται Γαιζάται, ahd. gēr ‘Sper’, gr. χαῖος, ‘Hirten­stab’.

cáech ‘einäugig’ (kymr. coeg ‘leer, eitel, frivol’?) got. haihs ‘einäugig’, lat. caecus.

aís áes (n. o-St.) 'das Alter' kymr. oes.

b) idg. oi, z. B.

oín óen ‘einer’ (G f. aíne Karlsr. Beda 31c 4), kymr. un, altlat. oino ‘unum’, got. ains ‘einer’.

cloín clóen ‘schief, ungerecht’, got. hlains ‘Hügel’, lit. szlaĩtas ‘Abhang’.

moín maín máen (f. i-St.) ‘Kostbarkeit, Geschenk’, lat. moenia munia ‘Leistun­gen’, lit. maĩnas ‘Tausch’.

c) Kontrakzion von o und e, é (i § 177), auch Redukzion von ou̯e, z. B.

ar·foímat ar·fóemat ‘sie nehmen an’ (·fo-emat), Prät. I pl ara·roítmar (·ro-fo-étmar).