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§ 55–57.]
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Die haupttonigen Vokale.

Hierher vielleicht ícc ‘Heilung’ gegen kymr. korn. iach bret. iac’h ‘gesund’, zu lit. jėgiù ‘ich vermag’, gr. ἥβη ‘Jugend­kraft’, wenn die Grundform *i̯ēg-kā und ablautend i̯akko- aus *i̯əg-ko- ist; doch wird letzteres von manchen zu gr. ἄκος; ‘Heil­mittel’, altind. yáśaḥ ‘Herrlich­keit' gestellt.

Unerklärt ist íth ‘Brei’ Sg 70 a 5, altbreton. korn. iot neubret. iod ioud kymr. uwd mittellat. iutta, vgl. gr. ζῡ́μη ‘Sauerteig’. Es ist nicht wahr­schein­lich, daß i̯u- zu í geworden ist.

Auch tír (n. s-Stamm) ‘Land’ (britannisch gleichfalls tir) mit dem Adjektiv tírim ‘trocken, dürr’ ist nicht recht klar. Gab es ein Sub­stantiv *tēros, von dem die Verbal­wurzel ters- (gr. τέρσεσθαι usw.) herstammt? Eher urspr. ters‑r- mit r-Suffix, woraus tēsr- ir. tír? Vgl. mír ‘Bissen’ (§ 215) aus idg. mēmsr‑, lat. membrum, gr. μηρός; ‘Schenkel’ zu altind. māḥ, māṃsám ‘Fleisch’.

56. o entspricht idg. ŏ, z. B.

ocht ‘acht’ lat. octo gr. ὀκτώ.
roth (m. o-Stamm) ‘Rad’ lat. rota.
orbe ‘das Erbe’ got. arbi, vgl. lat. orbus gr. ὀρφανός armen. orb ‘Waise’.

Über o aus u s. § 69 ff., o aus a § 76, o für ou̯- (auch aus eu̯) § 204 und für au̯- § 202.

57. ó ist

a) häufig zunächst aus ou entstanden. In diesem Diftong hatten sich idg. ou und eu vereinigt. Auch im Britan­nischen sind diese Diftonge wie ō in lateini­schen Lehn­wörtern behandelt.

Über ó aus op s. § 226 e.

b) aus altem au vor erhaltenen Konsonanten.

c) mehrfach beruht es auf ou̯, hinter dem ein Vokal ge­schwunden ist (§ 204), z. B. ‘des Bluts’ zunächst aus *crou̯as, älter *kruu̯os, cródae ‘blutig’ aus *crou̯[a]de.

d) oft ist es durch Ersatzdehnung aus o hervor­gegangen, auch aus solchem, das aus u gebrochen war (§ 69).

e) durch Kontrakzion von ŏ mit einem folgenden Vokal § 110.

f) späte Redukzion von irisch áu § 65.

Sammlung bei Zupitza ZfCP. 3, 275 ff. 591 ff.