Page:Thurneysen Handbuch des Altirischen 1 Grammatik.pdf/31

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§13. 14.]
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Quellen.

1. Als Mittellinie wurde bei den Grabinschriften in der Regel eine Kante des Grab­pfeilers benützt, also der Teil, der der Ver­witterung am meisten ausgesetzt ist. So ist die Lesung, nament­lich der Vokale, meist sehr unsicher, und es ist eine große Selten­heit, daß zwei von einander un­abhängige Kopisten überein­stimmen.

2. Ein so praktisches Hilfsmittel ohne Zweifel der Erfinder des Ogom für des Schrei­bens un­gewohnte Hände zu bieten dachte, so schwer war es tat­sächlich zu handhaben. Denn jede Ver­zählung, jeder Strich zu wenig oder zu viel, jede Ver­wechslung von rechts und links ergibt sofort einen anderen Buch­staben. So wimmeln die Ogom-Notizen in den Hand­schriften von Verschrei­bungen. Und waren sie hier leicht nachträg­lich zu korri­gieren, so war dies auf den Steinen nicht so einfach, und nament­lich ist es nach Jahr­hunderten schwer zu erkennen.

3. Die Korrektur ist für uns um so schwieriger, als es sich fast ausschließlich um Namen handelt. Denn die gewöhn­liche Fassung besteht im Namen des Be­grabenen und seines Vaters im Genitiv, verbunden durch maqqi, maqi ‘des Sohns’ (gelegent­lich avi, avvi ‘des Großsohns’), z. B. Dalagni maqi Dali. In jüngeren irischen In­schriften steht manchmal davor anm, gleich späterem ainm ‘Name’. Es fehlt aber einst­weilen noch eine Sammlung des irischen Namen­materials, das die späteren Hand­schriften in großer Fülle bieten, und damit die Grundlage für Ogom-Lesungen. Auch haben sich die Sammler meist nicht genügend mit der alt­irischen Sprach­ge­schichte vertraut gemacht, um über Mögliches und Un­mögliches sicher urteilen zu können.

Aus diesen Gründen ist in unserer Grammatik diese Quelle wenig benutzt. Doch ist nicht zu zweifeln, daß sie sich einmal noch ergiebig erweisen wird, nament­lich für die Frage nach der Zeit der Umfärbung der Vokale (§ 69 ff.) und des sukzes­siven Vokal­schwunds (§ 87 f., § 102).

14. Eine vollständige Zusammenstellung des zu seiner Zeit bekannten Materials gibt

Brash, The Ogam inscribed monuments of the Gaedhil, 1879.