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§ 254–257.]
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Einteilung u. Stammbildung der Substantive.

Stammbildung der Substantive.

254. Die Entstehung dieser Nominalstämme liegt großenteils weit vor der altirischen Periode. Hier sollen nur solche Bildungen besprochen werden, die noch lebendig sind.

255. Das Altirische hat sich die Fähigkeit, mit Substantivstämmen Komposita aller Art zu bilden, in ebenso vollem Maße bewahrt wie etwa das Altgriechische und das Germanische. Selbst Dvandva-Komposita sind ihm nicht fremd, vgl. später belegtes brat-gaisced "Mantel und Waffen'. Die Poesie ist natürlich in solchen Bildungen noch kühner als die Prosa. Über die Lenierung des An- lauts des zweiten Glieds auch nach ursprünglich konso- nantisch auslautenden Stämmen s. § 236.

Um persönliche Feminina zu Maskulinen zu bilden, wird vor diese bau-, die Komposizionsform von ben 'Weib' (§ 290), gesetzt, z. B. ban-näm(a)e 'Feindin', ban-dälem 'Schenkin', ban-dea 'Göttin (Sg), ban-airchinnech 'Vorsteherin' usw.

256. Jedes Adjektiv kann ohne Weiteres als Substantiv gebraucht werden. Hie und da tritt dann in der Flexion eine Differenz zu Tage, s. § 351. 353. 355. 357.

Z. B. in noib, ind noib 'der, die Heilige', nach cumachtach 'irgend ein Mächtiger', nammaith (na maith) 'etwas Gutes', mar n-amri 'viel Wunderbares', wörtlich 'ein Großes von Wunderbarem'.

Bildung von Abstrakten (und Kollektiven).

257. A. Zu Verben, s. §721 ff. Zur Flexion ist zu bemerken, daß infolge des besonders häufigen Ge- brauchs des Dativs mit do (§ 720) nicht selten die Dativ- form auch in den Nominativ eindringt, z. B. gabäil neben gabäl 'Nehmen', tabairt neben tabart 'Geben', aicsin neben äicsiu 'Sehen', taidbse neben taidbsiu 'Zeigen' (Sammlung

bei Strachan ZfCP 4,70. 491). Ferner vermischen sehr

Thurneysen, Handbuch des Altirischen.
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