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§ 207–209.]
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Indogermanische Nasale.

Man kann sich den Prozeß etwa so vorstellen. Zunächst wurden Je und t hinter einem Nasal verschärft (geminiert), eben- so wie hinter r und l (§ 133). Der Nasal vereinigte sich dann mit dem vorhergehenden Vokal zum Nasalvokal: j, q, u, $, q. Hinter diesen Nasalvokalen wurden die Geminaten stimmhaft (gg, dd). Darauf verloren zunächst j, g u ihre Nasalität und wurden zu i o u, während (t und g im Nasalvokal e zusammen- fielen. Dieser Nasalvokal wurde — vielleicht nur unter dem Hauptakzent — gedehnt und ging später in rein orales e (resp. e) über.

Die Entwicklung war vor der Synkope vollendet; späteres nt bleibt unverändert, z. B. cinta 'die Schulden' aus *cinuth-a.

208. Das e teilt mit dem Ersatzdehnungs-e der Fälle von § 122 die Eigenschaft, nie zu ia diftongiert zu werden. In zwei- Wörtern wird es wie dieses vor i- und w-farbigen Kon- sonanten zu eu eo (§53), nämlich in den maskulinen o-Stämmen;

et 'Eifer', G euit ioit, D eut(t), vgl. gall. lantu-marus § 197.

set 'Wertgegenstand', Npl seuit, A (später belegt) seotu.

Zu set 'Weg' (w-Stamrn) kommt zwar später ein Apl seotu vor; da aber der Dsg Wb 24a 17 seit (ei = e § 52) lautet, mag das späterer Anschluß an das andere set sein.

Bei den anderen Beispielen fehlt diese Diftongierung immer: cet, G ceit; meit 'Größe' mittelkymr. meint; bric 'Lüge', Asg breic, altind. bhramsah 'Abgehen'; re't (w-St.) 'Ding', Dsg ret, Apl ritu, vgl. altind. rätnam 'Besitz'; det 'Zahn', D deit, kymr. dant; auch cet- 'zuerst' aus *kentu- § 391.

Daß das verschiedene Verhalten auf verschiedenem Ur- sprung des i beruhe, wie vermutet worden ist, wird durch die Beispiele nicht bestätigt. Die Beschränkung der Diftongierung auf eine besondere Flexionsklasse weist auf analogische Bildung. Es waren wohl "Wörter wie in 'Vogel' G eoin, mir 'Finger' G meoir usw. die Muster.

209. n vor s und ch ist geschwunden, mit Deh- nung eines vorhergehenden kurzen Vokals; das s erscheint dabei gedoppelt. Auch hier ergibt a(n) langes i, das weder zu ia noch zu eu diftongiert wird; z. B.

giis 'Schwan' ahd. gans lat. anser (für *hanser).

fis c Bart- und Schamhaar', preuß. wanso 'erster Bart', altkirchenslav. va&K c Bart'.